Citizen Conservation – Haltung rettet Arten

Die Artenvielfalt der Erde ist bedroht, und die globale Biodiversitätskrise spitzt sich weiter zu. Heute erfolgt das Aussterben der Tiere und Pflanzen Hunderte Male schneller, als es natürlicherweise zu erwarten wäre; nach aktuellen Schätzungen des Weltbiodiversitätsrats IPBES sind bis zu einer Million Arten vom Aussterben bedroht. Das sechste Massenaussterben in der Geschichte des Planeten hat begonnen!

Die Situation vieler Wirbeltiere ist auch aufgrund der stark reduzierten Individuenzahlen besorgniserregend – innerhalb der letzten 50 Jahre sind nach den Schätzungen die Individuenzahlen aller auf der Erde lebender Wirbeltierarten um mehr als Zweidrittel eingebrochen. Ihr Überleben in der Natur wird durch Lebensraumverluste, Krankheiten und andere Faktoren zunehmend unwahrscheinlicher. Das Ziel, möglichst viele gefährdete Arten in freier Wildbahn zu erhalten, ist angesichts der Krise nicht erreichbar; viele haben nur in menschlicher Obhut eine Überlebenschance, um später vielleicht in renaturierte, besser geschützte Lebensräume wieder ausgewildert werden zu können.

Während für große Säugetiere oder Vögel die Zoos moderne Archen der Biodiversität sind, laufen Tausende von kleinen, weniger bekannten Amphibien und Reptilien unter dem Radar der Öffentlichkeit. Für die Erhaltung relevanter Zahlen in den erforderlichen Populationsgrößen dieser meist unscheinbaren Arten ohne Lobby reichen die räumlichen und finanziellen Kapazitäten der Zoos bei weitem nicht aus. Um diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe stemmen zu können, müssen alle Möglichkeiten für Erhaltungszuchten genutzt werden. Dazu gehören auch private Tierhalter, die das nötige Engagement, Zeit und Wissen mitbringen, um die notwendigen Backup-Populationen für die Zukunft zu erhalten.

2018 wurde das Gemeinschaftsprojekt Citizen Conservation (CC) von Frogs and Friends, der DGHT und dem VdZ (Verband der Zoologischen Gärten) ins Leben gerufen, um die vorhandenen Ressourcen privater Halter von Amphibien, seit neuem auch von Reptilien und Fischen, zu aktivieren und kontrolliert zu nutzen. So sind koordinierte Erhaltungszuchten entstanden, deren Anzahl in Kooperation von privaten Enthusiasten, Zoos, Schulen und anderen Institutionen ständig zunimmt.

In Citizen Conservation vernetzen sich engagierte Bürger mit Vertretern der zoologischen und wissenschaftlichen Einrichtungen, um gemeinsam gegen das Artensterben anzutreten. Wildtierhaltung wird somit nicht Teil eines Problems, sondern zum Teil der Lösung unserer globalen Biodiversitätskrise.


Titicaca-Riesenfrosch (Telmatobius culeus)