Alpensalamander – Lurch des Jahres 2026

Überlebenskünstler – der Alpensalamander ist Lurch des Jahres 2026

Mit der Wahl des lackschwarzen Alpensalamanders (Salamandra atra) zum Lurch des Jahres 2026 stellt die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. (DGHT) eine nicht nur wegen ihrer Färbung außergewöhnliche Amphibienart in den Fokus der Öffentlichkeit. Der lebendgebärende Bewohner unwirtlicher Gebirgszonen ist ein Überlebenskünstler – und steht für die Vielfalt und Verwundbarkeit alpiner Lebensräume.

Schwarzer Sympathieträger: der Alpensalamander/Foto: A.Kwet/DGHT

Alpensalamander bewohnen strukturreiche Bergwälder, feuchte Strauchheiden und Grasmatten der Alpen sowie einiger Gebirge des Balkans, meist oberhalb von 800 Metern. Während sich die meisten Amphibien in Gewässern fortpflanzen und ihre zahlreichen Eier oder Larven dort absetzen, bringt der lebendgebärende Alpensalamander nach zwei bis vier Jahren Tragzeit nur ein oder zwei voll entwickelte Jungtiere an Land zur Welt – kleine Ebenbilder der Eltern. Die Entwicklung der Larven verläuft komplett im Mutterleib, wo sich der Nachwuchs von der übrigen Eimasse und einem speziellen Zellgewebe im weiblichen Uterus ernährt. Unter allen Frosch- und Schwanzlurchen weltweit gebären nur die hochspezialisierten Alpensalamander in Europa auf diese Weise komplett entwickelte Jungtiere und sind für die Fortpflanzung somit unabhängig von Gewässern.

Foto: B. Trapp/DGHT

Unter den 20 einheimischen Amphibienarten ist der Lurch des Jahres 2026 auch wegen seiner ungewöhnlichen Verbreitung nur im alpinen Raum ein Exot. In Deutschland bewohnt er ausschließlich den Süden Bayerns und den äußersten Südosten von Baden-Württemberg. Die spezielle Lebensweise mit wenigen Jungen und einer extrem geringen Reproduktionsrate – unter allen Landwirbeltieren besitzt der Alpensalamander auch die längste Tragzeit – bringen gravierende Nachteile mit sich. Noch ist der Alpensalamander in Gebieten, in denen er vorkommt, zwar oft häufig, noch scheint seine Bestandsentwicklung stabil, und die Art gilt in den Roten Listen Deutschlands von 2020 dementsprechend als „ungefährdet“. Doch als hochspezialisierte klimasensible Art droht dem Alpensalamander vor allem im Zuge des Klimawandels durch schrumpfende Verbreitungsgebiete Gefahr.

Foto: B. Trapp/DGHT

Hinzu kommen Risikofaktoren wie die zunehmende Freizeitnutzung durch Skipisten, schwindende Lebensräume durch Biotopzerschneidung und Intensivierung der Almwirtschaft, aber auch der häufige Verkehrstod auf alpinen Straßen und die akute Gefahr durch den gefährlichen Salamander-Chytridpilz (Bsal). Dieser neuartige Krankheitserreger, der beim Feuersalamander meist tödlich wirkt, wurde beim verwandten Alpensalamander bislang noch nicht im Freiland nachgewiesen. Im Labor aber erwies sich auch diese Art als anfällig für Infektionen, und Nachweise des Pilzes gelangen bereits in Molchbeständen in nächster Nähe zu Vorkommen des Alpensalamanders.

Foto: A. Kwet/DGHT

Mit der Wahl zum „Lurch des Jahres 2026“ soll das sympathische Berg- oder Regenmandl, wie der Alpensalamander in seiner Heimat auch heißt, als Botschafter für den langfristigen Schutz der alpinen Natur wirken – und nicht zuletzt auf die Folgen der globalen Klimakrise aufmerksam machen.

Weitere Informationen

Die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e. V. (DGHT) ist mit über 5.000 Mitgliedern die weltweit größte Vereinigung, die sich für die Erforschung, sachkundige Haltung und Nachzucht sowie den Arten- und Naturschutz von Amphibien und Reptilien einsetzt. Infos auf www.dght.de; www.feldherpetologie.de.
Seit 2006 gibt die AG Feldherpetologie und Artenschutz der DGHT regelmäßig im Wechsel ein Amphib oder ein Reptil des Jahres bekannt. Mit dieser Wahl wird auf die Gefährdung der einheimischen Lurche und Kriechtiere hingewiesen und für deren Schutz geworben. Die Aktion „Reptil/Lurch des Jahres“ wird unterstützt von den Kooperationspartnern Österreichische Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (info fauna karch) und NABU, Hauptsponsoren sind der Tiergarten Nürnberg und der Tiergarten Schönbrunn in Wien.

Folgende Materialien sind als Print und Download verfügbar:

Pressemitteilung

Broschüre

Flyer

Kinderbroschüre

Poster

Bilder